Neubaustrecke (NBS)
Gelnhausen–Fulda

Foto: Deutsche Bahn AG/Claus Weber

Zwei neue Gleise für den Hochgeschwindigkeitsverkehr

Die Bahnstrecke zwischen Hanau, Gelnhausen und Fulda ist eine der wichtigsten und am stärksten befahrenen Strecken Deutschlands. Um die Infrastruktur dem wachsenden Verkehr anzupassen, wird die Neubaustrecke für Hochgeschwindigkeitsverkehr zwischen Gelnhausen und Fulda geplant.

Seit 2013 befindet sich das Bahnprojekt „Neubaustrecke Gelnhausen–Fulda“ in den Planungen. Bereits ab diesem Zeitpunkt entwickelten Fachleute, Behörden und Öffentlichkeit gemeinsam in vielen Schritten die Antragsvarianten. 2018 gingen die Varianten IV und VII als beste Varianten aus dem umfangreichen Suchprozess hervor, die Deutsche Bahn favorisiert Variante IV. Von Gelnhausen aus sollen die neuen Gleise an die Schnellfahrstrecke Fulda–Würzburg angeschlossen werden. Wie die Trassenführung konkret aussehen kann, wird jetzt in vertiefenden Planungen erarbeitet.

Mit der Neubaustrecke Gelnhausen–Fulda sollen insbesondere der bestehende Kapazitätsengpass zwischen Hanau und Fulda aufgelöst sowie die Reisezeit zwischen Frankfurt und Fulda verkürzt werden. Außerdem werden die Voraussetzungen für einen schnelleren Nahverkehr für die Region geschaffen.

Interaktive Karte

Ausführliche Informationen zum Projekt finden Sie in unserer interaktiven Karte:

Die Lage der neuen Gleise wurde innerhalb eines Suchraums bestimmt. Der Suchraum liegt zwischen Gelnhausen und der vorhandenen Schnellfahrstrecke Würzburg–Fulda.

Von rund 1.000 Linien-Kombinationen wurden mittels Raumwiderstandsanalysen 13 aussichtsreiche Varianten in vier Grobkorridoren identifiziert. Anschließend wurden die 13 Varianten anhand 64 Kriterien verglichen. Wie viele Menschen werden von Lärm betroffen? Wie viele Naturschutzgebiete werden durchfahren? Welche Kostenunterschiede gibt es? Und vieles mehr.

Vom Suchraum zur Antragsvariante

Suchraum festlegen

Zuerst bestätigte die Behörde den von der Bahn nach vorheriger Diskussion im Dialogforum vorgeschlagenen Suchraum. Anbindungen an das bestehende Netz, das Fahrzeitziel zwischen Frankfurt am Main und Fulda sowie die Landschaft mussten berücksichtigt werden. Auf Anregung des Dialogforums wurde zuvor der Suchraum im Westen in Richtung Vogelsberg erweitert.

Raumwiderstände festlegen

Für die softwaregestützte Grob-Analyse wurden 52 oberirdische und 12 unterirdische Raumwiderstände betrachtet – wie Siedlungen oder Schutzgebiete. Fachleute fassten die Raumwiderstände in fünf Klassen zusammen. Die Analyse ergab vier Grobkorridore. Die Grobkorridore sind größere zusammenhängende Flächen mit möglichst wenigen Konflikten zwischen den Anbindungen an das bestehende Eisenbahnnetz.

Rund 1.000 Alternativen betrachtet

Innerhalb der vier Grobkorridore wurden mittels Software auf Grundlage von Umwelt- und Raumdaten 155 sinnvolle 1 km breite Linienkorridore ermittelt. Überschneidungen dieser Linienkorridore wurden an Verknüpfungspunkten miteinander verbunden, so dass viele kurze Segmente mit rund 1.000 Kombinationsvarianten entstanden.

Beste Teilabschnitte bestimmen

Verknüpften mehrere Linien zwei Punkte, verglichen Fachleute die Wirkungen der Linien. Das jeweils beste Segment wurde ausgewählt. Hierfür wurden die Durchfahrungslängen der Raumwiderstandsklassen genutzt. So entstanden sieben weiter zu verfolgende Varianten. Durch Verknüpfungen von drei dieser Varianten kamen sechs Kombinationsvarianten hinzu. Insgesamt wurden also 13 Varianten näher betrachtet.

13 Varianten vergleichen

Für diese 13 Varianten wurden die Auswirkungen auf die Belange der Raumordnung und die Schutzgüter der Umwelt ermittelt, zusammengefasst und verglichen. Zudem wurden die Linien unter Betrachtung der Wirkungen auf die Schutzgüter der Umwelt und die Belange der Raumordnung dreimal optimiert. Traten dabei besondere Risiken auf – wie die Überquerung eines Stausees (Variante IV) oder eines Bergbaugebietes (Variante VII) – wurden alternative Segmente geprüft, die den Risikobereich umfahren.

Variante IV und VII sind die besten Alternativen

Die detaillierte Betrachtung der Varianten IV und VII zeigte, dass die optimierten alternativen Segmente raum- und umweltverträglich sind und die technischen Risiken vermeiden (die Ergebnisse der östlichen Stauseeumfahrung wurden der Arbeitsgruppe Raumordnung des Dialogforums am 22. November 2018 vorgestellt).
Der 13er Vergleich ergab, dass die Varianten IV und VII die aus Sicht von Umwelt und Raumordnung verträglichsten Linien sind.

Variante IV und VII genau vergleichen

Für die Raumordnungsunterlage wurden die beiden Vorzugsvarianten IV und VII innerhalb einer Alternativenprüfung auf Grundlage der Karten und Daten des Variantenvergleichs detailliert verglichen. Der formalisierte, quantitative Vergleich wurde um qualitative Aspekte erweitert. Bei diesem verbal-argumentativen Vorgehen wurden Aspekte wie die Schwere des Eingriffs näher betrachtet.

Variante IV ist die beste Alternative

Auch nach qualitativer Gegenüberstellung der Varianten IV und VII ergab sich bei der Zusammenführung der Ergebnisse aus Raumordnung und Umwelt eine annähernde Gleichwertigkeit beider Varianten. Daher sind diese beiden die Vorzugsvarianten. Da sich die Variante IV aber insgesamt aus Raum- und Umweltsicht etwas besser darstellt und auch bezüglich der verkehrlichen und volkswirtschaftlichen Aspekte insgesamt die bessere Linienführung ist, ist diese die Antragsvariante im Raumordnungsverfahren. Auch bezüglich des Zielsystems Verkehr und Volkswirtschaft ist Variante IV insgesamt besser als Variante VII.

Nach Abwägung aller quantitativen und qualitativen Aspekte von Raumordnung, Umwelt sowie Verkehr und Volkswirtschaft hat die Bahn die Variante IV als ihre Antragsvariante zur Raumordnung eingereicht.

Untergrund untersuchen | Bohrprogramm

Für eine gute Planung müssen die Fachleute den Untergrund kennen. Wo kann gut ein Tunnel gebaut werden? Wie müssen Brücken gegründet werden? Das und weitere interessante Aspekte zum Bohrprogramm erklärt die Geotechnikerin Dr. Lisa Wilfing im folgenden Video.

Video: Erkundungsbohrungen im Projekt Neubaustrecke Gelnhausen–Fulda